Auf dieser Seite werde ich Allgemeines über die Geologie des Bozner Vulkandistriktes ausführen und dann interessante Aufschlüsse, die zwischen Waidbruck im Eisacktal und Lana im Vintschgau liegen, zeigen. Das Ziel dieser Seite soll aber nicht eine detaillierte Erörterung der geologischen Ereignisse im Perm sein, sondern nach einer einfachen Darstellung der Paleogeographie dem interessierten Laien dabei helfen, schöne geologische Aufschlüsse zu finden. Der Schwerpunkt wird auf diesen Seiten daher auf Fotos der Aufschlüsse mit den entsprechenden Hinweisen über deren geographischer Lage liegen.
Natürlich stellt sich als erstes die Frage : wann und warum ist es zu so einem extrem starken Vulkanismus in dem heute als Bozner Vulkandistrikt bezeichneten Gebiet gekommen ? Wir müssen ziemlich weit zurück in die Vergangenheit der Erde schauen:
Im Karbon (360 - 286 Ma vor Heute) haben sich durch Kollision die Kontinente Gondwana und Laurussia zum Superkontinent Pangea vereinigt. Dabei ist es im Rahmen der Variszischen Orogenese zur Bildung eines riesigen Gebirgszuges gekommen, der sich in einem weiten Bogen von E über NW und SW gespannt hat. Die einhergehende Stapelung von Decken hat zu einer beträchtlichen Verdickung der Erdkruste geführt. In solchen Fällen kommt es durch isostatische Ausgleichsbewegungen und durch Wärmestau unter der Erdkruste zur Verdünnung und Anhebung derselben; d.h. die Kruste wird gedehnt, es entstehen Bruchstörungen bei gleichzeitigem Einsetzen der Erosion, die das Gebirge wieder abträgt. Heftiger Vulkanismus begleitet diese als Rifting bezeichnete Tektonik. Außerdem kommt es durch Absenkungen und Hebungen von Krustensegmenten (Kipptektonik) zur Bildung von Graben- und Horst Strukturen. In die entstehenden Becken werden während der Phasen vulkanischer Tätigkeiten Laven, Tuffe , Ignimbrite und in tektonisch ruhigen Phasen Erosionssedimente abgelagert. Eine ausführliche Darstellung zum Thema findet man hier.
Ausschnitt aus dem Abschnitt des Erdzeithalters vom Karbon bis zum Perm
Unsere Exkursion beginnt im Eisacktal bei Klausen und führt uns über Bozen bis Lana und aufs Gampenjoch. Wie aus dem Ausschnitt der Geologischen Karte von Tirol ersichtlich, bewegen wir uns dabei zum größten Teil im Bereich des Bozner Quarzporphyrs.
Stop 5 : Südlich von Klausen, oberhalb der Staatsstraße
Unser erster Aufschluss führt uns in das Variszische Grundgebirge, das die Basis sämtlicher Sediment-und Vulkansgesteine des Vulkandistriktes bildet. Der Aufschluss befindet sich an der Staatsstraße SW von Klausen. Ein Feldweg führt von der Straße zu einem ca. 50 m höher gelegenem anstehendem Felsen.
An der Straße von Waidbruck nach Kastelruth (nur wenige Kilometer nach Kastelruth, an der Südseite der Straße) ist das berühmte Waidbrucker Konglomerat aufgeschlossen (Bild 3): Das Konglomerat besteht hauptsächlich aus gut bis schlecht gerundeten Phyllit-Komponenten und Quarzen. Man kann im Aufschluss auch eine fossile Bachrinnen-Füllung erkennen.
Es handelt sich bei diesem Konglomerat um permische ( 360 bis 286 Millionen Jahre vor heute) Ablagerungen, die während der Erosion des Variszischen Gebirges von Flüssen und Bächen in absinkende Bereiche der Kruste verfrachtet worden sind. Demzufolge sind solche Konglomerate in vielen Bereichen der Dolomiten an der Basis der Triasabfolgen vorzufinden.
Von Waidbruck fahren wir über Bozen nach Lana im Etschtal, wo wir uns am nordwestlichen Rand der Bozner Vulkan-Caldera befinden. Von Lana nehmen wir die Straße, die auf das Gampenjoch führt.
Wir befinden uns hier im NW der Bozner Caldera: nach der Entleerung von Magmakammern kommt es wieder zu Krusteneinbrüchen, diese füllen sich immer wieder mit Lava auf, es kommt zu neuen Einbrüchen u.s.w.
Beim Aufschluss Bild 4 (kurz nach Lana entlang der Strasse) sehen wir Geröll das hauptsächlich aus Quarzknauern und kontaktmetamorphen Phylliten und Amphiboliten besteht Deutlich ist ein Abschiebung an einer tektonischen Störung ausszumachen.
Beim Aufschluss Bild 5 (der sich nur kurz nach Lana befindet) sieht man eine Abschiebung an einer Störung im Konglomerat und wie in die dadurch entstandene Senke später Lava eingeflossen ist.
Wir fahren weiter Richtung Gampenjoch:
Ca. 100 Meter weiter südlich vom vorhergehenden Aufschluss ist eine Blocklava (Bild 6) aufgeschlossen: das ist eine Lava, mit der sich bereits abgekühlte Blöcke fortbewegt haben.
Etwa 1 Km weiter in Richtung Gampenjoch erreichen einen weitern interessanten Aufschluss: Das Gestein (Bild 7) enthält homogen verteilte rosarote K-Feldspäte, Quarz, wenig grünlichen Plagioklas, Biotit in einer feinkörnigen Matrix, wobei sich die Kristalle gut von der Matrix abheben.
Bild 8 : Auf der Weiterfahrt Richtung Gampenjoch, kurz vor einemTunnel, kann man hinter dem Drahtgitter eine sehr schöne Fließfalte in der rhyolitischen Lava bewundern.
Über eine schmale Bergstraße kommt man von Prissian im Etschtal auf die sehr schön gelegene Kapelle St.Georg, wo es auch ein Gasthaus gibt. Die Kapelle St.Jakob, die man über Prissian sowohl von Lana als auch von Nals erreicht, liegt am westlichen Rand des Bozner Vulkandistriktes und somit auf Vulkangestein. Nur wenige Meter im SW erreicht man den gut aufgeschlossenen Übergang vom Ignimbrit zum Grödner Sandstein. Bild 10 zeigt einen verwitterten Surge, das ist ein durch einen pyroklastischem Strom (heiße Ströme eines Gas-Flüssigkeit-Partikelgemisches) abgelagertes Vulkangestein.
Von der St.Jakobs-Kapelle hat man einen hervorragenden Überblick über das Grissianer Einzugsgebiet der Muren (Bild 11) ,die die Ortschft Nals gefährden.
Geologische Situation: Die Murenproblematik in Zusamenhang mit der geologischen Situation wurde uns vom Südtiroler Landesgeologen Volkmar Meier vermittelt.
Bild 12 zeigt eine Skizze der geologischen Verhältnisse im Einzugsgebiet der Muren.
Der meist helle Mendeldolomit ist durch seine Bergstürze ein potenzieller Murenliferant. Das mit dem Rückzug des Etschtal-Gletschers verbundene Ende des Permafrostes hat die Werfener Schichten destabilisiert. Bei wetter- bedingter übermäßiger Wasserzufuhr in den Werfenerschichten kann es zu einem Durchbruch von aufgestauten Wassermassen und zu entsprechend großen Muren Abgängen kommen.
Da die Ortschaft Nals dabei stark gefährdet ist, hat man ein ausgeklügeltes Frühwarnsystem installiert.
Im Herbst 2001 ist es zum letzten großen Murenabgang vom Grissianerbach gekommen. Ein großer Teil von Nals wurde von Schlammmassen überschwemmt. Heute schützen zwei große Talschlussmauern und ein permanentes Laserüberwachungssystem das Dorf.